Alt werden

Was lässt seelisch altern?

Das Altern der Seele wird unterstützt durch unsere Umwelt, die uns einreden will, wir würden nicht mehr gebraucht, wir wären alt und sollten uns ausruhen. Alt macht auch, wenn Alten dauernd geholfen wird, anstatt sie sich selbst helfen zu lassen.

 

 

Wenn die Seele altert, fangen wir an, uns zurückzuziehen, wir lassen uns versorgen, unternehmen nichts mehr. Das bedeutet für den Körper, dass er weniger beansprucht wird. Aber wer rastet, der rostet. Unsere körperlichen Gebrechen nehmen zu. Wir leiden darunter und werden noch hilfsbedürftiger. Unsere Seele altert weiter und unser Körper baut die Reste seiner Gesundheit immer mehr ab.

Beim Altwerden kommt es deshalb darauf an, nicht in diesen Prozess von seelischem Altern und körperlichem Abbau zu geraten. Wer beim Altwerden seelisch jung bleibt, rostet nicht.

Es gibt Situationen, in denen man am liebsten nichts mehr tut.

Wenn z.B. ein Lebenspartner verstorben ist, meint man „nichts geht mehr“. Man lässt sich hängen, die Decke fällt einem auf den Kopf. Der Arzt verschreibt Psychopharmaka, aber es wird nicht besser. Man bekommt auch körperliche Beschwerden und bald auch eine Pflegestufe. Man macht selbst immer weniger, weil der Pflegedienst einen versorgt. Man merkt gar nicht, dass man sich in eine ganz gefährliche Mühle begibt. Je weniger wir tun, desto niedergeschlagener werden wir und desto mehr Hilfe wollen wir haben. Davon geht es uns dann noch schlechter, weil wir immer abhängiger von anderen werden und unser Selbstwertgefühl nach und nach verlieren. Das macht krank.

 

 

Eine ähnliche Situation ist, wenn man eine schwere Krankheit mitmacht, z.B. einen Schlaganfall oder wenn man stürzt, sich dabei den Oberschenkel bricht, nicht mehr hochkommt und liegen bleibt. Man ist hilflos und hat Angst nicht gefunden zu werden. Endlich wird man gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Nach Wochen kommt man wieder nach Hause und nichts geht mehr. Man sitzt im Rollstuhl und kann sich in der Wohnung nicht bewegen, weil alles zu eng ist. Man kann nicht raus, wegen der Treppen. Man kann sich nicht alleine waschen, nicht alleine ins Bett gehen, nicht alleine aufstehen, nicht alleine verpflegen. Auch das ist ein Schock, der die Seele verletzt. Man wird hilfsbedürftig und inaktiv und man denkt, dass man zu nichts mehr zu gebrauchen ist. Ohne es zu merken, befindet man sich in einem Prozess von seelischem Altern und körperlichem Verfall.

Es kann auch passieren, dass der Lebenspartner krank und pflegebedürftig wird. Da man selbst auch nicht mehr jung ist, kommt man einfach nicht mehr klar. Man fühlt sich verpflichtet, den anderen zu pflegen und alles für ihn zu tun, ohne sich einzugestehen, dass es über die eigenen Kräfte geht. Weil man nicht mehr kann, was man eigentlich will, wird die Seele krank. Der Körper reagiert mit Abbau und unausweichlich beginnt der Prozess von seelischem Altern und körperlichem Verfall.